17.02.2023, Pressemitteilung: Der Arbeitskreis ‚Schienenverkehr‘ (AKS) des Münchner Forums fordert, wirksamere Maßnahmen zur Verkehrswende umzusetzen: kurzfristig und beschleunigt. Ein weiter-so-wie-bisher ist nicht akzeptabel: Kostensteigerung und Terminverzug des Tieftunnel-Großprojekts wurden über Jahre vom Freistaat vertuscht. Ausfälle, Verspätungen, Unfälle – anstatt die Ursachen der Probleme der Münchner S-Bahn zu beheben, beschäftigt sich der Freistaat seit über zwei Jahrzehnten mit der Zweiten Stammstrecke als Allheilmittel. Selbst gute Konzeptvorschläge von der ehemaligen Verkehrsministerin Kerstin Schreyer wurden zusammengestrichen.

So wird das nichts mit der Verkehrswende.

Die Herausforderung für den Freistaat ist eine zweifache: die Vielzahl der tagtäglichen Probleme zu lösen und gleichzeitig die S-Bahn zukunftsfest zu machen und weiter zu entwickeln. Nur wenn es den Akteurinnen und Akteuren partei- und organisationsübergreifend gelingt, an gemeinsamen Zielen zu arbeiten, wird die Verkehrswende ein Erfolg werden. Deshalb muss in den nächsten sieben Jahren das aufgeholt werden, was in den letzten 23 Jahren versäumt wurde.

Wir fordern ein Moratorium, um das aktuelle Tieftunnel-Großprojekt zu überdenken: Weil die Inbetriebnahme der Zweiten Stammstrecke im Jahr 2037 in weite Ferne rückt zu erheblichen Mehrkosten, müssen jetzt beschleunigt Maßnahmen ergriffen werden, die kurzfristiger wirksam werden:

  1. Zweigleisige S-Bahn-Strecken auf eigenen Trassen verbessern die Pünktlichkeit und ermöglichen einen betriebsstabilen 10-Minuten-Takt.
  2. Personennahverkehr auf Eisenbahn-Südring und -Nordring schaffen neue, polyzentrische Verbindungen im Netz von Stadt und Umland.
  3. Neue, wohnortnahe Quartiers-Bahnhöfe in Stadt und Umland lassen mehr Menschen in die S-Bahn steigen – und vervielfachen so die „Stadt der kurzen Wege“ weit in die Metropolregion hinaus.

So erst wird das was mit der Verkehrswende. Drei wichtige Argumente sprechen dafür:

[1] Das Fachgutachten Klimaneutralität München empfiehlt den „S-Bahn-Ausbau“ als „Maßnahme V-2-3“ mit „sehr hoher Wirkung“ und „sehr hoher Priorität“1.

[2] Die aktuelle Stadtregierung hat diese Ziele in ihrer Koalitionsvereinbarung festgehalten2.

[3] Das Staatsministerium für Wohnen, Bauen und Verkehr und die BMW Group kommen 2019 in einer gemeinsamen Machbarkeitsstudie zu einem positiven Ergebnis für den Personennahverkehr auf dem Nordring3.

 

Kontakt: AK Schienenverkehr, aks_muenchen@gmx.net

PDF der Pressemitteilung

Aufhänger:
Süddeutsche Zeitung vom 09. Februar 2023
Desaster um Münchner S-Bahn-Stammstrecke: „Kein Gewinnerthema im Wahlkampf“
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-s-bahn-markus-soeder-bundestagswahl-zweite-stammstrecke-verheimlicht-1.5748352?reduced=true

Presseschau:
Die AZ nahm am 17.02.2023 die Pressemitteilung auf: Zweite S-Bahn-Stammstrecke in München: Bau-Pause gefordert

 

Quellen

1 Öko-Institut, Hamburg Institut Consulting GmbH, Intraplan Consult GmbH (2021) (Hrsg.): Maßnahmenplan Klimaneutralität München. Freiburg, Hamburg, S. 25/26, S. 120 https://www.oeko.de/fileadmin/oekodoc/Massnahmenplan-Klimaneutralitaet-Muenchen.pdf

2 Mit Mut, Visionen und Zuversicht: Ganz München im Blick. Koalitionsvereinbarung für die Stadtratsperiode 2020 – 2026 zwischen Oberbürgermeister Dieter Reiter, den Münchner Parteien SPD und Die Grünen, der Stadtratsfraktion Die Grünen – Rosa Liste und der Fraktionsgemeinschaft SPD/Volt https://www.gruene-muenchen.de/wp-content/uploads/2020/04/Druckfassung_Koalitionsvertrag-2020_2026.pdf S.15 „Die Stadt setzt sich ein für Taktverbesserungen (Ziel: 10-Minuten-Takt) und den Ausbau von Außenstrecken; zudem auch für die zügige Verwirklichung von Nord- und Südring sowie einen S-Bahn-tauglichen Regionalzughalt Poccistraße. Wir fordern Ringschlüsse zwischen den S-Bahn-Ästen sowie zu den S- Bahnstationen im Umland. Diese sollen mittelfristig mit Schienenverkehrsmitteln realisiert werden.“

3 Bessere Anbindung des Münchner Nordens – Pendelzugverkehr über Nordring, 16.09.2019 (stmb) https://www.stmb.bayern.de/med/aktuell/archiv/2019/190916nordring/index.php „Eine vom Freistaat Bayern mitbeauftragte Machbarkeitsstudie kommt zu dem Ergebnis, dass im Vorgriff auf einen möglichen Komplettausbau des Nordrings eine Anbindung des BMW Forschungs- und Innovationszentrums (FIZ) mit Pendelzügen erfolgen kann. […] Reichhart sieht darin einen weiteren Schritt zur Entzerrung des stark staubelasteten Münchner Nordens. „Mit dem freiwilligen Engagement der BMW Group ist der gordische Knoten gelöst. Ich werde jetzt die Deutsche Bahn auffordern, die Planungen für die Schienenanbindung des BMW FIZ zu starten und zügig voranzutreiben. Je attraktiver das ÖPNV-Angebot ist, desto mehr Leute steigen auf den Zug um und stehen nicht mehr auf dem Mittleren Ring oder der Autobahn im Stau“, sagte Reichhart heute.“

 

Bildquellen:

  • Marienhof Baustelle 2. S-Bahn-Stammstrecke 2021: Wikimedia Commons, H.Helmlechner
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