Die Isar, der letzte „wilde“ mitteleuropäische Gebirgsfluss, wurde über Jahrzehnte hinweg gewaltsam domestiziert. In München in eine Beton-Wanne quer durch die Stadt gezwängt, schnitt sie sich tief in den Schottergrund ein. Die Liebe der Münchner/innen zu ihrer „grünen Isar“… – die Entscheider in Stadt und Land machten seinerzeit aus ihr eine „Pissrinne“, einen Vorfluter, mit dem die Abwässer, ein Teil zumindest, auf die Reise in den Unterlauf geschickt wurden. Aus den Augen, aus dem Sinn!
Erst in den 1970er Jahren setzte Besinnung ein, es waren vor allem bürgerschaftliche Initiativen mit der Vision von Stadt und Fluss als ein gemeinsamer Lebensraum, ein Erholungsraum, ein Naturraum für eine hochverdichtete Stadt und ihrer Bürgerschaft. Das Münchner Forum kann in der ihm eigenen Bescheidenheit darauf verweisen, dass es nicht zuletzt auch seine Initiativen waren, die dazu beigetragen haben, dass die Isar wieder ein lebendiger Fluss wurde und sich als Natur- und Erholungsraum regenerieren konnte – ein weltweit vielbeachtetes Ereignis.
Ein Anachronismus könnte endlich beseitigt werden: 1907, im Zuge des Ausbaus der Wasserkraft, verpflichtete sich die Stadt beim Bau des Isarwerks I rechtsverbindlich, die städtischen Flächen im Bereich Hinterbrühl / Thalkirchen zur Kompensation der technischen Bauwerke als Erholungspark zu gestalten. Indes: Seit den 1950er Jahren verpachtet die Stadt das Gelände an einen Golfclub – ein exklusives Privilegium für eine zahlende Kundschaft. 2024 läuft der Pachtvertrag aus. Spätestens dann sollte der Stadtrat seine Verpflichtung erkennen und das Gelände der gesamten Münchner Bevölkerung für Erholungszwecke zur Verfügung stellen – so wie es die Rechtslage vorsieht.

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Die heutige Großhesseloher Brücke

Brückenschläge

Bahnwege über die Isar in München | Georg Kronawitter | Nicht nur bayerische Königstreue dürften sich freuen, dass auch im heutigen Wiener Westbahnhof eine überlebensgroße Sissi-Statue in der Halle die Reisenden empfängt. Was tut Sissi (Sisi) hier? Immerhin steht...

Große Grünflächen – für die meisten Münchner nicht nutzbar

Der verborgene Schatz im Thalkirchner Isartal

Über den lösbaren Konflikt zwischen den Interessen eines Golfclubs und den Ansprüchen der Allgemeinheit | Hans-Joachim Schemel | Es braucht nicht viel Phantasie, sich vorzustellen, welcher Aufschrei durch die Münchner Bevölkerung gehen würde, wenn im Englischen...

Isarfloss

Immaterielles Kulturerbe Flößerei

"Quelle kultureller Vielfalt und Garant der nachhaltigen Entwicklung" | Martin Fochler | Im Corona-Jahr 2020 bekam der Flößer-Kulturverein München-Thalkirchen e. V. Post vom Bayerischen Staatsministerium der Finanzen und für Heimat. „Der Bayerische Ministerrat...

Bildquellen:

  • Cover STANDPUNKTE 10./11./12.2021: Die Isar in München: urbaner Natur- und Erholungsraum: Münchner Forum
  • Die heutige Großhesseloher Brücke: Wikipedia
  • Weg am Isarsteilhang: Andreas Dorsch
  • Große Grünflächen – für die meisten Münchner nicht nutzbar: Hans-Joachim Schemel
  • Panorama der Isar Richtung Süden: Franz Schiermeier Verlag München
  • Isarfloss: Ludwig Gruber, Wikipedia
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