12.07.2023, Pressemitteilung: Der Arbeitskreises ‚Schienenverkehr‘ (AKS) des Münchner Forums fordert: Das Schlechtere darf nicht zum Besseren erklärt werden – was für die einen wie eine Verbesserung ausschaut, bedeutet für viele andere eine Verschlechterung: Ein 15/30-Minuten-Takt zerstört den 10/20-Minuten-Takt dauerhaft und schädigt das gesamte ÖPNV System Münchens langfristig. Die Idee von Verkehrsminister Christian Bernreiter ist nur dann gut, wenn es gelingt, einen Gewinn für alle daraus zu machen. Was das bedeutet, fragt der Arbeitskreis ‚Schienenverkehr‘ (AKS) des Münchner Forums: Wie muss ein künftiges S-Bahn-Konzept in der Metropolregion gestaltet werden, damit es Vorteile bringt sowohl für die Landkreise im Umland als auch für die polyzentrische Stadt München?
Eine wichtige Erkenntnis ist wenig strittig: durch die existierende Stammstrecke passen nicht mehr Züge pro Stunde durch als bereits heute schon. Ein dichterer Takt ist hier nicht möglich und auch nicht notwendig, wenn alle zwei Minuten ein Zug abfährt. Deshalb müssen jetzt diese Forderungen aufgestellt werden:
- Als generelle Prämisse mit erster Priorität muss der 10-Minuten-Grundtakt gesetzt werden.
Der 10/20-Minuten-Takt ist ein langjährig bewährtes und etabliertes Erfolgs- und Akzeptanzkriterium für attraktiven ÖPNV in der Metropolregion. Das darf nicht aufgegeben werden, allein schon um die Kompatibilität zum gesamten Angebot im MVV zu sichern. Andernfalls verliert München die ÖPNV-Qualität einer Metropole. Gelungenes Beispiel ist die S4-Ost auf eigenen Gleisen im 10-Minuten-Takt – spät abends und am Wochenende im 20-Minuten-Takt. Ein 15/30-Minuten-Takt wäre hier eine nicht akzeptable Verschlechterung. Deshalb müssen diese Fragestellungen erörtert werden:
- Wie können lokale Taktverbesserungen umgesetzt werden, ohne andernorts Taktverschlechterungen zu verursachen?
- Wie kann ein dichterer Takt im Umland mit der Erschließung neuer tangentialer Strecken auf Eisenbahn-Südring und Nordring im Stadtbereich Münchens kombiniert werden?
Viele Fahrgäste wollen nach München, aber nicht alle zum Marienplatz. Deshalb muss nicht jede S-Bahn aus dem Umland durch die Stammstrecke fahren. Warum nicht abwechselnd über Eisenbahn-Südring und Nordring fahren? Und gleichzeitig neue, tangentiale Verbindungen schaffen, die heute noch nicht existieren.
Der Landtagswahlkampf in Bayern 2023 ist um ein Thema reicher geworden: um den Versuch, das aufholen zu wollen, was asphalt-schwarze Verkehrspolitik in Bund und Freistaat seit der Bahnreform 1994 nicht geschafft hat. Das System Bahn muss langfristig, mit fachlicher Expertise und Kompetenz und vor allem parteiübergreifend gedacht werden. Die Finanzierung klärt sich dann automatisch: über die neue politische Priorisierung.
Der Bahnknoten München ist keine Raketen-Wissenschaft – der Arbeitskreis ‚Schienenverkehr‘ des Münchner Forum e.V. lädt alle Interessierten ein, im Maßstab Eins-zu-Eins über mehr Eisenbahn und bessere Eisenbahn zu diskutieren: wir setzen uns ein für den 10-Minuten-Grundtakt der S-Bahn und den stufenweisen Ausbau des Netzes auf Südring und Nordring und den Außenstrecken auf zwei eigenen Gleisen.
Kontakt: AK Schienenverkehr, aks_muenchen@gmx.net
Diese Presserklärung gibt die Meinung des Arbeitskreises bzw. der Projektgruppe wieder, die sie fachlich erarbeitet hat und muss sich nicht mit der Meinung anderer Arbeitskreise, Projektgruppen und Gremien des Münchner Forums e.V. decken.
Anlass:
Süddeutsche Zeitung vom 21. Juni 2023
Geheimniskrämerei um 15-Minuten-Takt bei der S-Bahn
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-s-bahn-15-minuten-takt-stammstrecke-geheimprojekt-1.5953557
und
Süddeutsche Zeitung vom 22. Juni 2023
15-Minuten-Takt bei der S-Bahn – Mehr S-Bahn wagen
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/s-bahn-muenchen-15-minuten-takt-1.5957994
und
Süddeutsche Zeitung vom 11. Juni 2023
Söder und die S-Bahn:
„Hier bahnt sich ein größeres Desaster mit Ansage an!“ – „Alarm!!!“
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/markus-soeder-s-bahn-stammstrecke-debakel-muenchen-1.5914131
Bildquellen:
- Die S1 auf dem Weg zum Flughafen München: Alexas, Pixabay