| Angelika Schervier und Andreas Ellmaier |So präsentierte sich die Landeshauptstadt München vor einiger Zeit in einer Veranstaltung im Rathaus den Bürgern zum Thema „München mitgestalten“ und vermittelte den anwesenden Bürgern ein Mitspracherecht.

Grüne Städte sind die Zukunft. Da sind sich alle einig. Grünflächen verringern die Feinstaubbelastung und reduzieren die Sommertemperaturen um 3-6 Grad. Nur getan wird in München hierzu so gut wie nichts.
Verdichtung, Verdichtung um jeden Preis. Die einzigen Profiteure einer solch maßlosen Nachverdichtung sind die Bauträger, die mit ihren Anwälten sichtlich jedes Bauvorhaben durchsetzen.

München ist mit 47% eine der am meisten versiegelten Städte Deutschlands.
München hat nicht einmal einen Grünanlagen-Grünflächenanteil von 15%.

Wie sieht es in der sogenannten Gartenstadt Obermenzing aus:

  1. Verdistraße: als Hauptzubringer zur A8 bei zunehmendem, oftmals stehendem Verkehr, , kommen hier durch maßlose und brutale Nachverdichtung die Vorgärten weg. Die neuen Gebäude stehen an der Grundstücksgrenze ohne jeden Abstand zur Straße, ohne jeden Baum.
    Hier wohnen Menschen, hier laufen Kinder zur Schule, die den gesamten Dreck einatmen, da Bäume fehlen, die dem enormen CO² Ausstoß entgegenstehen können.
  2. In den Seitenstraßen werden die Grundstücke gedrittelt oder/bzw. geviertelt mit anschließend drei Metern Grünstreifen.1.000m²-Grundstücke ohne Bäume. Eine Staffelbauweise, um niedrige, das Stadtviertelgesicht prägende Häuser zu schützen, gibt es nicht. Einzig und allein ein Bebauungsplan kann die Rettung des Viertels sein. Dieser wurde zum ersten Mal 2017 und seither noch vielfach vom Grünflächenverein Menzing und von der Bürgerinitiative Grünes Obermenzing gefordert und diese Empfehlung von der Bürgerversammlung beschlossen. Dies wird seit Jahren nur, in Schreiben des Präsidiums der Stadt München, als „in Bearbeitung“ kommentiert. So lange, bis in jeder Straße ein Präzedenzfall eines Bauträgerklotzes steht. Eigenartigerweise gehen die Genehmigungen für die Bauträger sehr rasant. Insgesamt betrachtet ist ein schnelleres Genehmigungsverfahren für Wohnbauten kein Bürokratieabbau, sondern eine Fahrlässigkeit, die zu einem Freibrief für Bauträger mit ihren rücksichtslosen Bauvorhaben wird. Eine aussichtslose Situation für den betroffenen Nachbarn.
  3. Überall das gleiche schreckliche Bild: Vollständige Versiegelung durch Bebauung und Zufahrten, Plastikgrün und Garagen. Letztere allerdings zu knapp bemessen, sodass die Hälfte der Autos in den Straßen parkt, zudem noch mit zwei Reifen auf den Gehsteigen.
  4. Ein Wildwuchs an Architektur, Vordächer von Terrassen bis zur Nachbarsgrenze, Garagendächer, die vollständig als Dachterrassen genutzt werden, und feste Gartenhäuser in der Baulinie. All dies ist nicht erlaubt.

Nun entstehen am sog. Kirschgelände in Untermenzing und am Dreillingsweg jeweils etwa 1.200 neue Wohnungen. Massive weitere Versiegelungen. Auch hier wurde festgestellt, dass wenig Grün und Freiflächen geplant sind.

So stellt sich die Frage: Wo sollen diese Menschen sich in ihrer Freizeit aufhalten?! Es können nicht zig-tausende Menschen zuziehen ohne genügende Grünanlagen.

Der Präsident des Umweltbundesamtes, Prof. Dirk Messmer, fordert, dass in Großstädten nicht nur alte Grünflächen und Freianlagen erhalten bleiben, nein, er fordert sogar die Neuschaffung von Grünanlagen und Parks mit Bäumen. Die Landeshauptstadt München ignoriert die massive Klimaveränderung, tritt sie gravierend mit Füßen und gefährdet somit massiv unsere Gesundheit. Vor allem betroffen sind die alten Wohnviertel und Gartenstädte mit deren Bewohnern.

„Wir brauchen nicht nur Wohnräume, sondern Lebensräume.“

 

Die Autor*innen:
Angelika Schervier, Andreas Ellmaier, Grünflächenverein Menzing

 

Bildquellen:

  • Baustelle in Obermenzing: Angelika Schervier
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