20.08.2023, Pressemitteilung des Arbeitskreises ‚Attraktiver Nahverkehr‘ des Münchner Forums zu den Kostensteigerungen beim geplanten ÖPNV-Ausbau in München: Trambahnausbau nach wie vor die effizienteste Investition beim ÖPNV-Ausbau

Mit dem Nahverkehrsplan (NVP) hat sich die Landeshauptstadt München ehrgeizige und sinnvolle Ziele beim ÖPNV-Ausbau gesetzt. Nun führt die in letzter Zeit erfolgte Steigerung der Baukosten auch bei den Trambahnprojekten zu Kostensteigerungen.

Tram bringt höchsten Nutzen pro investiertem Euro
Dazu AAN-Sprecher Berthold Maier: „Die Kostensteigerungen beim ÖPNV-Ausbau helfen der Verkehrswende sicherlich nicht. Auf der anderen Seite ist bei Investitionen in die Tram das Geld immer noch am besten angelegt: Die Trambahn ist und bleibt das effizienteste ÖPNV-Verkehrsmittel in einer Millionenstadt – kein anderes Verkehrsmittel liefert so viel Autoverkehrs- und CO2-Reduzierung pro investiertem Euro wie die Tram. Mit anderen Worten: Ein Bremsen des Trambahnausbaus würde der Verkehrswende schwer schaden – da alle Alternativen teurer sind und weniger Nutzen bringen. Es ist richtig, die Kostensteigerungen bei der Tram im Auge zu behalten. Darüber dürfen aber die wesentlich höheren Kosten für den S-Bahn- und U-Bahn-Ausbau nicht vergessen werden.“

Trambahnprojekte baureif machen
Nun ist es nicht möglich, alle Trambahnprojekte gleichzeitig zu realisieren. Es ist aber sinnvoll, die Planungen bis zur Baureife voranzutreiben.
AAN-Sprecher Berthold Maier: „Wichtig ist, dass möglichst viele Trambahnprojekte baureif sind. Sobald dann die Finanzierung gesichert ist, kann dann mit dem Bau begonnen werden. Das wurde in den 70er und 80er Jahren erfolgreich bei der U-Bahn praktiziert. Gerade angesichts der Konkurrenz um die zu knappen Bundesmittel ist es wichtig, jederzeit baubereit zu sein – wer dann erst das Planen anfängt, wenn gerade Geld da ist, hat dann schnell das Nachsehen – zu Lasten von Fahrgästen, Stadt und Klimaschutz.“

S-Bahntieftunnel zieht Geld von sinnvolleren Projekten ab
Das mit Abstand teuerste ÖPNV-Projekt in München ist der S-Bahn-Tieftunnel. Der Nutzen ist nach den derzeit bekannten Fahrplankonzepten überschaubar.
Dazu AAN-Sprecher Matthias Hintzen: „Bei der S-Bahn ist nicht nur kein 10-Minuten-Grundtakt auf allen Linien geplant – es sollen sogar bereits bestehende 10-Minuten-Takte abgeschafft werden. In der Hauptverkehrszeit sollen lediglich zusätzlich drei S-Bahnen pro Stunde und Richtung über die Stadtgrenze fahren. Für Kosten von über sieben Milliarden Euro. Oder anders gerechnet: Ein zusätzlicher S-Bahnzug pro Stunde führt zu Kosten von fast zweieinhalb Milliarden Euro – mehr als alle derzeit konkret geplanten Münchner Trambahnprojekte zusammen. Beim S-Bahn-Tieftunnel wird nutzlos Steuergeld versenkt, das dann dort fehlt, wo es wirksamer eingesetzt ist:

  • bei der Ertüchtigung von Südring und Nordring für die S-Bahn
  • bei dem betriebsstabilen Ausbau der S-Bahn Außenstrecken
  • beim Ausbau des regionalen Schienenverkehrs in ganz Bayern
  • bei Trambahnprojekten in ganz Bayern – nicht nur in München, sondern auch in Augsburg, Nürnberg und Würzburg und künftig in Erlangen und Regensburg“

Kostenentwicklung im gesamten ÖPNV betrachten
Selbstverständlich ist es wichtig, die Kostenentwicklung im gesamten ÖPNV im Blick zu haben.
AAN-Sprecher Berthold Maier: „Es ist auch interessant zu wissen, wie sich die Kostensteigerungen der letzten Monate auf andere ÖPNV-Projekte auswirken: Wie sieht es mit den Kosten der U5 nach Pasing aus? Die derzeit bekannten Zahlen (988 Millionen Euro Gesamtkosten) stammen von Ende 2021. Mit welchen Kostensteigerungen ist hier zu rechnen? Mit welchen Kosten ist beim S-Bahn-Tieftunnel zu rechnen? Die derzeit genannten Beträge von über 7 Milliarden Euro werden wohl nicht das letzte Wort sein. Umso wichtiger ist es, dass München mit der Realisierung der mit vergleichsweise geringem technischem und finanziellem Risiko realisierbaren Trambahnstrecken fortfährt, um endlich mit dem ÖPNV-Ausbau voranzukommen.“

PDF der Pressemitteilung

 

Diese Presseerklärung gibt die Meinung des Arbeitskreises bzw. der Projektgruppe wieder, die sie fachlich erarbeitet hat und muss sich nicht mit der Meinung anderer Arbeitskreise, Projektgruppen und Gremien des Münchner Forums e.V. decken.

 

Bildquellen:

  • Tram hat Vorrang: Friedrich Grössing
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