18.07.2025, Pressemitteilung des AK ‚Junges Forum‘ zu den neuesten Immobilienverkäufen des Freistaats Bayern. Der Freistaat verlangt bis zu 4 Mio. Euro für ein Einfamilienhaus und das Junge Forum fordert eine soziale Boden- und Wohnungspolitik.
München, 18.07.2025: Der Freistaat Bayern verkauft weiterhin Immobilien im Staatsbesitz zum Höchstpreis – auch inmitten der Wohnraumkrise. In Hartmannshofen, einer Gartenstadt im Münchner Nordwesten, bietet der Freistaat derzeit mehrere Einfamilienhäuser an. Die Preise, die dem Freistaat vorschweben: 2 bis 4 Millionen Euro pro Haus[1].
„Während überall Wege aus der Wohnkrise diskutiert werden, verkauft der Freistaat unsere Immobilien zum Maximalpreis – und das weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit“, kritisiert Florina Vilgertshofer vom Jungen Forum im Münchner Forum. „Diese Immobilien gehören uns allen, der Freistaat muss endlich aufhören, das endliche und existenzielle Gut ‚Grund und Boden‘ immer weiter zu privatisieren!“
Anders als die Stadt München, die eine aktive Bodenpolitik betreibt und Grundstücke gezielt an gemeinwohlorientierte Träger vergibt, verkauft der Freistaat systematisch seine Flächen. In einer Recherche des Münchner Forums wurde 2023 dokumentiert, wie viele ehemals staatliche Immobilien in München inzwischen privatisiert wurden – mit oft dramatischen Folgen für Mieter*innen. Die Ergebnisse sind unter www.der-grosse-ausverkauf.de einsehbar.
„Der Freistaat saniert seinen Haushalt auf dem Rücken der Menschen in angespannten Wohnungsmärkten“, so Vilgertshofer weiter. „Das ist keine nachhaltige Politik. Es bringt auch nichts, nur neu bauen zu wollen, wenn bestehender bezahlbarer Wohnraum durch profitorientierte Verkäufe verloren geht.“
München mit seinem chronisch überhitzten Immobilienmarkt und entsprechend großen Renditen ist ein Hotspot der Privatisierungsaktivitäten des Freistaats Bayern. Aber auch viele andere bayerische Städte sind betroffen, der umstrittene Verkauf der GBW-Wohnungen 2013 hat gerade in kleineren Städten teils massive Verwerfungen auf dem Wohnungsmarkt hinterlassen, die bis heute nachwirken. So wurden beispielsweise in Fürstenfeldbruck durch den GBW-Verkauf auf einen Schlag mehr als fünf Prozent aller Wohnungen in der Stadt an Investmentfirmen verkauft. Die massenhaften Privatisierungen der vergangenen Jahrzehnte haben maßgeblich zu den gestiegenen Wohnkosten beigetragen. Viele Mieter*innen wurden inzwischen verdrängt, Wohnungen luxussaniert und weiterverkauft.
Das Junge Forum fordert gemeinsam mit weiteren Initiativen eine soziale Ausrichtung der Bodenpolitik: Verkäufe öffentlicher Grundstücke sollten nur dann (verbilligt) erfolgen, wenn im Gegenzug dauerhaft bezahlbarer Wohnraum, bezahlbare Gewerbeflächen oder gemeinwohlorientierte Nutzungen entstehen. Eine Verbilligungsrichtlinie, wie sie z. B. in Baden-Württemberg existiert, könnte vom Bayerischen Landtag beschlossen werden – wenn der politische Wille da wäre.
Das zuständige Ministerium verteidigte das Vorgehen dem Münchner Forum gegenüber unlängst schriftlich mit der Aussage, man gehe „sehr verantwortungsvoll“ mit staatlichen Immobilien um. Aus Sicht des Jungen Forums ist davon wenig zu erkennen. Der Umgang des Freistaats mit seinen Immobilien ist unverantwortlich – gegenüber allen Menschen, die auf bezahlbaren Wohnraum angewiesen sind und gegenüber allen, die ein bezahlbares Leben führen möchten.
[1] https://www.immobilien.bayern.de/immobilien/verkaeufe/index.html
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Florina Vilgertshofer, Junges Forum im Münchner Forum
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Der Arbeitskreis ‚Junges Forum‘ des Münchner Forum e.V.
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Bildquellen:
- Verkaufsschild Freistaat: Münchner Forum