Dass Museen neben dem Sammeln, Bewahren und Forschen auch vermitteln sollen, ist keine Neuigkeit, sondern weltweites, traditionelles Motto einer bürgerlichen Institution. Im Kunstareal ist die Vermittlung schon lange zuhause, nicht nur in Form von Führungen durch eigene WissenschaftlerInnen oder freie Guides.
Ob im Ägyptischen Museum, Lenbachhaus oder der Antiken Sammlung am Königsplatz, um
nur Beispiele zu nennen, und natürlich den Pinakotheken und dem Museum Brandhorst: Es wird geführt, diskutiert, kreativ gestaltet; es werden neue Zugänge für sogenannte Nicht-Besucher gefunden und Vieles ausprobiert. Es sollte sichtbar sein, dass zum Leitbild eines lebendigen Museums die Kommunikation mit einem breiten Publikum gehört. Die Angebote spiegeln die Vielfalt, in der man sich BesucherInnen wünscht. Im Herbst 2015 haben wir uns
seitens der Pinakotheken der Aufgabe gestellt, zu uns geflüchtete Menschen gemeinsam mit Einheimischen themenorientiert zusammenzuführen, also mit einem Bezug zu Kunst, Design oder Architektur. Dabei verfolgen wir den Ansatz, nicht für, sondern mit einer
Klientel zu arbeiten. Das neue interkulturelle Programm, das wir YES, WE´RE OPEN! getauft haben, beinhaltet viele Einzelprojekte, die mit der Zielgruppe oder deren Vertretern entwickelt werden. Die erste Finanzierung des Programms hat PIN.Freunde der Pinakothek der Moderne übernommen. Mit der baubedingten Schließung der Museumspädagogisches Zentrum (MPZ)-Ateliers in der Neuen Pinakothek und dem Wegfall des Palais Pinakothek – Kinderpalais war die Kunstvermittlung auf Wanderschaft gegangen und nutzte kurzfristig verfügbare Räume. Aus diesem kräfte- und ressourcenzehrenden Umstand heraus konnten wir nun im Ausstellungsbereich Temporär eins der Pinakothek der Moderne einen Aktions- und Präsentationsraum einrichten, entworfen von Stiftung Freizeit, jungen Ausstellungsarchitekten aus Berlin. Die mobile, freundliche und pfiffige Einrichtung soll die NutzerInnen ermutigen, eigene Fähigkeiten zu entdecken, um zu gestalten, zu formulieren, zu choreographieren, zu musizieren und was sonst noch alles denkbar ist. Die Frage „Warum hier?“ muss sich dabei beantworten lassen. Der Austausch zwischen den Künsten ist Bestandteil des Konzepts, die gesellschaftliche Bedeutung des Museums immer aktuell zu definieren. Der Raum ist Gestalt gewordene Kommunikation und in ständiger Weiterentwicklung; er kann im Rahmen des Möglichen den Bedürfnissen der NutzerInnen angepasst werden. Der Einbezug in die Stadtgesellschaft soll über existierende Netzwerke geschehen. Vereine und Organisationen aus der Maxvorstadt laden wir ein, gemeinsam mit MigrantInnen die Gelegenheit zum kulturellen Austausch zu nutzen und einen Besuch bei uns zu planen. YES, WE´RE OPEN! soll einen Beitrag dazu leisten, gemeinsam Werte und Haltungen einer demokratischen und offenen Zivilgesellschaft durch die Begegnung mit international bedeutenden Objekten in unseren Museen zu vermitteln.
Jochen Meister
Jochen Meister ist Leiter der Kunstvermittlung, Bayerische
Staatsgemäldesammlungen
Kontakt: jochen.meister@pinakothek.de
Informationen zum Raum: http://www.stiftungfreizeit.com/2016/02/tempo-1.html#more