| Bettina Rubow und Christoph Randl | Seit 2011 engagiert sich die Schutzgemeinschaft Ramersdorf gegen stadträumliche Verdichtung auf (Bau)Teufel komm raus. Nicht immer mit Erfolg. Aber bei den Wohnanlagen am Loehleplatz, die aus dem frühen 20. Jahrhundert stammen und bis 2021 nicht vollständig geschützt waren, sowie bei den Supraporten in der Amerikanischen Siedlung (zukünftiges Klimaquartier Ramersdorf) konnte der Verein gemeinsam mit engagierten Anwohnern Erfolge verzeichnen.
Nicht selten waren es einzelne Menschen oder in den Worten des Denkmalamtes „interessierte Dritte“, die dafür gesorgt haben, dass Bauten oder auch Grünanlagen gerettet werden konnten. Das war bei den Wohnanlagen am Loehleplatz der Fall sowie auch bei der Rettung der Unnützwiese, um ein Beispiel aus Trudering zu nennen. Die Wiederaufstellung des Kreuzweges bei St. Michael in Berg am Laim ist sogar einer einzelnen Person zu verdanken, nämlich Christl Knauer-Nothaft. Bei unseren Erfolgen im Viertel – Ramersdorf ist ein geschundener Münchner Stadtteil, aber nicht ohne Schätze – war allerdings weit mehr als eine Person beteiligt. 2019 erfuhren wir von den Abriss- und Neubauplänen am Loehleplatz, die den Zauber des malerischen Quartiers für immer beschädigt hätten. Gemeinsam mit den Nachbarn vor Ort setzten wir alle Hebel in Bewegung, die uns einfielen. Wir schrieben Briefe, entwarfen eine Postkarte an den OB, telefonierten mit Politikern und Experten, gründeten eine Website, informierten die Presse und führten immer wieder „interessierte Dritte“ durch dieses einzigartige Münchner Kleinod abseits der Rosenheimer Straße. Vor allem machten wir den Denkmalschutz darauf aufmerksam, dass die Siedlung am Loehleplatz offensichtlich nicht ausreichend geschützt war. Dass die Siedlung dann komplett und inklusive der Reihenhäuser aus den 1930er Jahren geschützt werden konnte, war echtem Teamwork zu verdanken.
Die Kaffeemühlen und Siedlungshäuser im Grundlerviertel sowie der Heimstättensiedlung in Ramersdorf zu bewahren, ist ungleich schwieriger. Relativ schlichte (aber robuste) Häuser aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die keinem Schutz unterstellt sind, vor dem Abriss zu retten, gleicht einem Kampf gegen Windmühlenflügel. Seit nunmehr dreizehn Jahren kämpfen wir in Ramersdorf gegen die Bauträger im Viertel an, nicht gegen neue Architektur generell, sondern gegen ein profitorientiertes Bauen, das rücksichtslos gegenüber dem historischen Bestand agiert und manchmal auch rücksichtslos gegenüber den Menschen, die dort wohnen.
Manchmal aber passieren Dinge so rasch, dass wir uns die Augen reiben. Das war der Fall, als die Supraporten über den Eingängen der Wohnblöcke der Amerikanischen Siedlung quasi über Nacht Denkmalstatus erhielten. Einfach so bzw. weil sie mehr sind als „nur“ hübsche Bildnisse, ja sie stehen nicht nur für die Zeit der amerikanischen Besatzung, sondern bezeugen auch, dass bei der Siedlung erst- und einmalig Amerikaner mit deutschen Künstlern zusammengearbeitet haben. Teamwork, heute wieder so dringend nötig.
Was wir mit alldem sagen möchten, ist, dass sich bürgerschaftliches Engagement für den historischen Bestand sowie auch für den Erhalt (und Ausbau) grüner Strukturen lohnt. Man sollte sich durch soziale Notwendigkeiten nicht kirre machen lassen, auch wenn die Stadt selbstverständlich günstigen (und nachhaltigen) Wohnraum schaffen muss. Nur nicht ohne Sinn für Tradition, Schönheit und Umgebung. Manchmal ist es etwas ernüchternd, dass alle immer so weitermachen, abholzen und abreißen, als ob nichts wäre. Dennoch sollte man nicht aufgeben. Bündnispartner können gewonnen werden, der Erfahrungsschatz erweitert – und ist dann ein einzelnes Haus oder eine Siedlung gerettet, freut man sich, auch wenn man nicht drin wohnt. Und ist damit bestimmt nicht allein.
Die Autor*innen:
Bettina Rubow & Christoph Randl von der Schutzgemeinschaft Ramersdorf im Dezember 2024
Bildquellen:
- Loehleplatz und Umgebung: Christoph Randl
- Supraporten: Christoph Randl