| Daniel Gromotka |

Der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München (PV) feiert 2025 seinen 75. Geburtstag. Als deutschlandweit einzigartiger, freiwilliger kommunaler Zweckverband ist er seit 1950 der kommunalen räumlichen Planung und Zusammenarbeit verpflichtet.

Die Gründungsphase

Das erste belegte Dokument ist ein Brief der Regierung von Oberbayern vom 19. Juli 1948. Verfasser war Oberbaurat Dr. Otto Schütz, Empfänger Baudirektor Raimund Schoener, der das Stadtplanungsamt München leitete. Beigefügt war ein Satzungsentwurf für eine „Planungsgemeinschaft Äusserer Wirtschaftsraum München“. Begründet wurde die Notwendigkeit der Verbandsgründung mit dem Wiederaufbau und dem starken Siedlungs- und Bevölkerungswachstum – nicht zuletzt durch viele Flüchtlinge. Hauptaufgabe der Planungsgemeinschaft sollten die Ortsplanung für die Mitglieder sowie die Aufstellung eines „Raumordnungsplans“ für den „Äußeren Wirtschaftsraum München“ (damit meinte man die an München angrenzenden Verflechtungsgebiete) sein.

Der Satzungsentwurf wurde auch den Landratsämtern Dachau, Ebersberg, Fürstenfeldbruck, München, Starnberg und Wolfratshausen sowie den kreiszugehörigen Gemeinden weitergeleitet. Diskutiert wurden die Mitgliedsbeiträge, die Kosten für die Anfertigung der Bauleitpläne und die Modalitäten der Mitgliedschaft.

Die Gründungsversammlung fand am 27. Februar 1950 im Wirtschaftsministerium statt. Gründungsmitglieder waren die Landeshauptstadt, die genannten Landkreise und 38 Gemeinden. Den Vorsitz übernahm Regierungspräsident Dr. Richard Balles, zum Geschäftsführer wurde der (vermutlich) geistige Vater des Zweckverbands, Dr. Otto Schütz, gewählt. Am 9. März 1953 bestätigte die Staatsregierung den Verband offiziell.

Von Anfang an gab es viel zu tun

Der Bedarf nach Unterstützung bei der Ortsplanung war offenbar so groß, dass die Geschäftsstelle der Planungsgemeinschaft, damals als „Planungskanzlei“ bezeichnet, schon 1949 ihre Arbeit aufnahm. Innerhalb der ersten zwei Jahre hatte sie mit nur sechs Mitarbeitenden für die Mitglieder 43 Wirtschaftspläne fertiggestellt oder in Bearbeitung, an 786 „Begutachtungen“ für Bauvorhaben in den Verbandsgemeinden teilgenommen und 1.804 „schriftliche Eingänge“ bearbeitet. Der Erfolg sprach sich herum, und Anfang 1953 hatte sich die Mitgliederzahl auf 69 nahezu verdoppelt und der Bezirk Oberbayern war beigetreten. Erster Standort war in der Widenmayerstraße 37, ab 1951 in der Ledererstraße 17 in München. Da der Freistaat „Planungsgemeinschaften“ gründen wollte, musste 1952 der Name in „Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München“ geändert werden.

Der PV erstellt die ersten Raumordnungspläne

Die ersten Raumordnungspläne der Region überhaupt wurden zügig in den ersten Jahren vom PV entwickelt. So gab es einen „Großplan“ München von 1955, von dem uns heute 26 Analyse- und Plankarten vorliegen. Viele der damals als „geplante Baugebiete“ ausgewiesenen Flächen, wie Lohhof in Unterschleißheim, sind auch realisiert worden. Dazu wurde ein „Regionalplan München“ herausgegeben, zehn Karten davon sind uns bekannt. Auch daraus sind Planungen wie die Autobahn nach Passau oder das als „möglicher Industriestandort“ ausgewiesene Gewerbegebiet in Garching-Hochbrück umgesetzt worden.

Neue Instrumente der Bauleitplanung und Raumordnung, der PV wird rein kommunal

1957 übernahm Raimund Schoener die Geschäftsführung des PV, die er bis 1971 innehatte. Im selben Jahr zog die Planungskanzlei in städtische Räume an die Kaufingerstraße 23, 1963 in die Uhlandstraße 5 um, wo sie die folgenden fast 50 Jahre verbleiben sollte.

1960 wurde das Bundesbaugesetz in Kraft gesetzt, wodurch vielerorts die alten Wirtschafts- und Baulinienpläne durch die umfangreicheren Flächennutzungs- und Bebauungspläne ersetzt werden mussten. Aufgrund der schnellen Entwicklung wurde auch die Notwendigkeit eines neuen regionalen Raumordnungsplans erkannt. Ursprünglich sollte dieser im Auftrag des Wirtschaftsministeriums gemeinsam mit der Bezirksplanungsstelle der Regierung von Oberbayern entwickelt werden. Doch da sich der Staat dann wieder aus dem Projekt zurückzog, fasste der Verband 1963, angetrieben vom Münchner Oberbürgermeister Dr. Hans-Jochen Vogel, den Beschluss, eigenständig einen „Regionalentwicklungsplan München“ aufzustellen. Im selben Jahr entzog der Freistaat dem Verband die jährlichen Zuschüsse und die Regierung von Oberbayern beendete ihr Engagement beim PV, sodass der Vorsitz vom Regierungspräsidenten Dr. Adam Deinlein zum Starnberger Landrat Dr. Max Irlinger wechselte. Seitdem ist der Planungsverband eine rein kommunal getragene Organisation.

Am 27. November 1968 wurde der rechtlich unverbindliche „Regionalentwicklungsplan München“ durch die Mitgliederversammlung mit großer Mehrheit angenommen. Im Kartenteil sind einige Erweiterungs- bzw. Entwicklungsflächen eingetragen, die in den folgenden Jahrzehnten auch verwirklicht wurden, wie die Gewerbeflächen zwischen Eching und Neufahrn b. Freising oder die Stadterweiterungen im Westen Fürstenfeldbrucks.

Streit um die Regionalplanung und Gründung des RPV
1971 wurde Dr. Ludwig Radle Geschäftsführer. In seine kurze Amtszeit – er wechselte 1974 zum Bayerischen Städteverband – fiel mit der Einführung der staatlichen Regionalplanung in Bayern die Gründung des Regionalen Planungsverbands München (RPV) am 1. April 1973. Dieser ging ein langjähriger Disput zwischen dem PV und der Staatsregierung voraus: Der PV forderte, mit der Planung für die Region München beauftragt zu werden, der Freistaat strebte eine eigene Institution an. Am Ende setzte sich Letzterer durch, als Kompromiss erhielt der PV aber das Privileg, die Geschäftsstelle des RPV zu sein, was sie bis heute ist. Die damalige Befürchtung, der PV könne aufgrund des Verlusts der regionalen Planung an Bedeutung oder gar seine Existenzgrundlage verlieren, stellte sich schnell als falsch heraus: Einerseits benötigte der RPV den PV für Analyse- und Planungsarbeiten, andererseits brauchten die Gemeinden Beratung zu ihrer regionalplanerischen Willensbildung und nach wie vor natürlich für die Ortsplanung. 1975 hatte der PV bereits 139 Mitglieder.

Der PV als Dienstleister der Kommunen und Plattform der regionalen Zusammenarbeit

1974 übernahm Dr. Otto Goedecke die Geschäftsführung, ihm folgten 1997 Christian Breu und 2023 Marc Wißmann, seit 2010 hat der PV seinen Sitz in der Arnulfstraße 60.
In den letzten Jahrzehnten hat der Bedarf an Koordination, Information und Kooperation in der Region zugenommen. Aufgaben, die der Verband durch Gutachten wie die Machbarkeitsstudie für regionale Radschnellwege oder zu Wohnbaupotenzialen in der Region ebenso wahrnimmt wie durch Veranstaltungen, Publikationen und diverse Netzwerke wie den Treffen der Kreis- und Stadtbaumeister. Aktuell begleitet der PV seine Mitglieder bei der Einführung der digitalen Bauleitplanung („XPlanung“), und im Projekt „PV 2050“ beschäftigt sich der Verband seit 2024 mit seiner künftigen Ausrichtung.

Zukunftsmodell PV

Der PV ist seit seiner Gründung, wie das stetige Mitgliederwachstum zeigt, ein Erfolgsmodell der interkommunalen Zusammenarbeit. Der „Äußere Wirtschaftsraum“ reicht heute weiter als nach dem 2. Weltkrieg – und so hat der Verband mittlerweile 188 Mitglieder, die gemeinsam und mit der bewährten Beratung der PV-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre räumliche Entwicklung gestalten wollen.

Der Autor:

Daniel Gromotka leitet das Referat für Raumentwicklung und Statistik beim Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München und beschäftigt sich anlässlich des 75-jährigen Verbandsjubiläums mit dessen Geschichte.

 

Dieser Text stammt aus dem Online-Magazin STANDPUNKTE 10./11./12.2025 „München und das Umland – Geschichte, Probleme, Perspektiven

 

Bildquellen:

  • Tagesordnung der PV-Gründung: Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München
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