Beitrag zur IBA

| Andreas Barth, Berthold Maier und Jörg Schiffler |

In der IBA Metropolregion München (https://iba-m.de/) steht das Thema Mobilität im Mittelpunkt. Der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) spielt eine wesentliche Rolle für Verkehrswende und Klimaschutz. Dem wird grundsätzlich durch den Ausbau des ÖPNV in München (ÖPNV-Bauprogramm) und Augsburg (Mobilitätsdrehscheibe am Hauptbahnhof) Rechnung getragen, auch wenn sich aktuell deutliche Probleme bei der Umsetzung zeigen.

So gibt es derzeit erhebliche Probleme mit der Finanzierung des städtischen ÖPNV-Betriebs und -Ausbaus in München (einmal ganz abgesehen vom viel zu langsamen und unambitionierten S-Bahn-Ausbau durch den Freistaat). Sowohl Augsburg wie auch München sind von Fahrermangel, vor allem beim Bus, betroffen. In Augsburg steht mit der geplanten Ausdehnung des 5-Minuten-Takts bei der Tram auf 7,5 Minuten ein wesentlicher Baustein des ÖPNVs auf dem Spiel – der 5-Minuten-Takt hat wesentlich zu den Fahrgastzuwächsen seit Anfang der 1990er Jahre beigetragen.

Der attraktiven Gestaltung der Infrastruktur von Tram und Bus wird viel zu wenig Beachtung beigemessen. Hier bietet sich eine gute Möglichkeit zur Erhöhung der Attraktivität des ÖPNV. Das betrifft vor allem die Haltestellen. Daneben ist bei der Tram auch durch die Verwendung von Rasengleisen eine deutliche optische Aufwertung des Straßenraums möglich. Gut gebaute Rasengleise (d.h. mit ausreichend dicker Erdschicht) können das Wasser speichern und so zur Verbesserung des Mikroklimas beitragen.

Ein weithin bekanntes Vorbild ist die Gestaltung von Trambahnhaltestellen und Gleisanlagen in französischen Städten (siehe z.B. https://tramway.at/frankreich/bestof.html , https://www.viennaslide.com/p/0520-france/BestOf/, mehr Infos zum Thema Tram: https://tramway.at/frankreich/index.html). Diesem positiven Beispiel wird hierzulande leider viel zu wenig gefolgt. Aber auch Forschungsprojekte wie das HUF (Hacking Urban Furniture) finden in der allgemeinen Diskussion zu wenig Widerhall (http://www.hackingurbanfurniture.net/ ). Stattdessen dominiert eine fantasielose einheitliche Corporate Identity das Stadtbild und verhindert innovative Weiterentwicklungen.

Was soll im Rahmen der IBA behandelt werden?

Generell: Gestaltung von ÖPNV-Infrastruktur
Generell geht es um die Gestaltung der Infrastruktur beim ÖPNV (bzw. Gestaltung des ÖPNV an der Oberfläche). Attraktiv gestaltete Haltestellen gewinnen Fahrgäste für den ÖPNV und verbessern seine Akzeptanz in der Bevölkerung. Die Vorteile der Rasengleise wurden bereits weiter oben angesprochen.

Neben der Gestaltung sind selbstverständlich auch Themen wir zum Beispiel Barrierefreiheit, Wetterschutz, ausreichendes Platzangebot und Fahrgastinformation zu berücksichtigen. In München wurde bisher der Gestaltung des ÖPNV zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet (Beispiele für positive Ausnahmen: Tram Cosimastraße, Brücke der Tram 23 über den Mittleren Ring).

München – Gestaltung des Bahnhofsumfelds

Zusätzlich stellt sich in München noch das Thema der Gestaltung des Bahnhofsumfelds, evtl. auch der Umbau Sonnenstraße im Zusammenhang mit dem ÖPNV.

Der Münchner Hauptbahnhof ist – neben seiner Funktion als Visitenkarte für die Stadt München – einer der größten Verkehrsknoten Europas, der auch an der Oberfläche eine entsprechende ÖPNV-Infrastruktur benötigt. Dazu gehört auch ein autofreier Bahnhofsplatz mit vier Trambahngleisen. So können auch die künftig vermehrten Anforderungen an die Kapazität des ÖPNV erfüllt werden. Wichtig ist hier eine attraktive Platzgestaltung, insbesondere rund um die Haltestellen. Die Herausforderung ist hier das Umfeld – das unter dem Bahnhofsplatz liegende U-Bahn-Sperrengeschoß erschwert eine Begrünung, die geplanten Glasfassaden des neuen Hauptbahnhofgebäudes könnte durch ihre Monotonie sehr dominant wirken. Wichtig sind auch Maßnahmen zur Hitzeprävention angesichts der wenigen Grünflächen um den Hauptbahnhof.

Augsburg – Gestaltung Ost-West-Achse

Ausgehend von den Chancen, die die Mobilitätsdrehscheibe Hauptbahnhof bietet, das Augsburger Tramnetz von einem Stern zu einem echten Netz weiterzuentwickeln, bietet sich die Chance, die Ost-West-Achse städtebaulich aufzuwerten:

Die Verbindung Hauptbahnhof – wahlweise Prinzregentenstraße oder Frölichstraße – (Staatstheater) – Grottenau – Karlstraße – Leonhardsberg – Pilgerhausstraße soll im Hinblick auf weniger MIV und bessere Aufenthaltsqualität (weniger MIV-Fläche, mehr Bäume, mehr Platz für Fußgänger) umgestaltet werden. Eine neu zu bauende Trambahnstrecke verbessert die Anbindung von Lechhausen und entwickelt das Augsburger Tramnetz von einem sternförmigen Netz weiter zu einem echten, vermaschten Netz mit mehr direkten Fahrbeziehungen für die Fahrgäste.

Die ANA (Arbeitsgemeinschaft Nahverkehr Augsburg e.V., https://www.ana-ev.de/) hat zusammen mit dem Forum Augsburg lebenswert im Jahr 2019 einen Vorschlag zur Umgestaltung vorgestellt: https://forum-augsburg-lebenswert.de/2019/10/27/gemeinsamer-vorschlag-fuer-die-ost-west-achse/. Auf diesem Konzept kann entsprechend aufgesetzt werden.

Die Betrachtung der Trambahnnetze in München und Augsburg zeigt, wo Verbesserungsbedarf für eine klimagerechte und fahrgastfreundliche Gestaltung von Haltestellen und Gleisanlagen besteht. Das Beispiel Frankreich zeigt, wie sich ein Ausbau des ÖPNV mit einer guten Gestaltung verbinden lässt. Diese Thematik soll entsprechend im Rahmen der IBA Metropolregion München aufgegriffen werden.

Die Autoren:

Andreas Barth ist Sprecher des Fahrgastverbandes PRO BAHN e.V.

Berthold Maier ist der Sprecher des Arbeitskreises ‚Attraktiver Nahverkehr‘ (AAN) im Münchner Forum e.V.

Jörg Schiffler ist 1. Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Nahverkehr Augsburg e.V. (ANA).

 

Dieser Text stammt aus dem Online-Magazin STANDPUNKTE 07./08./09.2024 zum Themenschwerpunkt “Die IBA: Hintergrund, Gedanken und Projektvorschläge”

 

Bildquellen:

  • Gare de Bordeaux Saint-Jean: Benjamin Neudeck, München
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