Die intensive Beschäftigung mit der Fußgängerzone, deren 40. Geburtstag wir dieses Jahr begehen, hat nicht nur einen historischen Wert, sondern zeigt auch, dass der damals revolutionäre Ansatz, den motorisierten Verkehr aus zwei Straßenzügen der Innenstadt zu verbannen, zu kurz gegriffen war. Karl Klühspies schildert die damalige Ausgangslage, die daraus entsprungene Gründung des Münchner Forums und wie die Stadt mit Planungskritikern verfuhr (S. 5). Das Münchner Forum, dessen allererste Broschüre diese Diskussion 1969 dokumentierte, zeigt auf, was bei dieser Beschränkung auf das Straßenkreuz Neuhauser-/ Theatinerstraße für Probleme in den anderen Straßen der Innenstadt vorhergesagt wurde (S. 9). Damals war München vielbeachteter Vorreiter der Zonen für Fußgänger, heute ist aller Vorsprung verloren. In seinem Beitrag bewertet Professor Monheim den Stand, bringt Beispiele für ein gelungenes Miteinander der Stadtverkehre und empfiehlt den Schutz und die Entlastung der Altstadt (S. 2).

Der Arbeitskreis „Stadt: Gestalt und Lebensraum“ hat sich mit dem Thema Verdichtung weiter beschäftigt. „Die langfristige Siedlungsentwicklung“ hat durch den anhaltenden Zuzug erheblich Druck bekommen. Die „Vorstudie für ein räumlich-gestalterisches Leitbild“ wurde dem Arbeitskreis vom Landschaftsarchitekten Peter Kühn vorgestellt. Die Grundsätze, zu denen er kommt, sind für die kriterienarme Stadtentwicklung Münchens wichtig. Dass darüber im Planungsreferat wieder gesamtstädtisch nachgedacht werden darf, verdanken wir Stadtbaurätin Elisabeth Merk (S. 13).

Die Bundesstiftung Baukultur hat im Juni den „Hamburger Appell für mehr Baukultur in der städtischen Infrastruktur“ verabschiedet. Wir wollen Ihnen diesen nicht vorenthalten. Dort heißt es unter „7 Dimension Gestaltung“: Der Konvent der Baukultur empfiehlt, „Verkehrsinfrastrukturen als Räume mit urbanen Qualitäten zu entwerfen.“ Denkt man an den neueren Straßenumbau am Oberanger, dann erkennt man, dass der Tiefbau in München nicht die Stadtgestalt, sondern die Automobilgerechtigkeit als implizite gestalterische Zielvorgabe hat. Beim Umbau des Prinz-Carl-Tunnels wäre ein Paradigmenwechsel unbedingt erforderlich (S. 23).
Nicht ohne Notiz wollen wir die vor 25 Jahren eingeführte und genutzte Zweckentfremdungsverordnung zum Schutz preiswerten Wohnraums lassen. Hier ist München konsequent beim Schutz des Milieus. Wie Sie sicher bemerkt haben, gibt es in den „Standpunkten“ ein neues Format, die Reihe Handlungswissen für Bürger. Teil 2 weist auf die demokratische Einrichtung der Beiräte hin, die aber nur schwer aufzufinden sind (S. 12).

 


Fußgängerzone feiert 40-jährigen Geburtstag

Rolf Monheim Vom Leuchtturm zum Schlusslicht? 40 Jahre Fußgängerzone

Karl Klühspies Fußgängerzone und Münchner Forum? Wie das Münchner Forum entstand

Gernot Brauer/Ursula Ammermann 40 Jahre Fußgängerzone – eine Bilanz von Hoffnungen und Befürchtungen

Gernot Brauer Diskussion um neuen Hauptbahnhof Auer+Weber-Konzept gilt noch, der Preis jedoch nicht

Klaus Bäumler Handlungswissen für Bürger, Teil 2: Bürgerschaftliche Selbstverwaltung in München

Klaus Bäumler Exkurs: Das Amerika-Haus und die Anfänge bürgerschaftlicher Partizipation

Gernot Brauer „Räumlich-gestalterisches Leitbild“ für München? 200 Seiten Expertise – bisher weitgehend für Schublade

Gernot Brauer/Martin Fürstenberg Sakrale Orte: Erhellende ökumenische Gespräche in Kirchen der Maxvorstadt

Gernot Brauer Das Kreativquartier bekommt eine Mitte. Die Finalisten des Ideenwettbewerbs „Kreativen Raum schaffen“

Wolfgang Czisch Theresienwiese gesperrt: Politik der Bürgervergrämung gelungen! Ein Kommentar

Ursula Ammermann Hamburger Appell für mehr Baukultur in der städtischen Verkehrsinfrastruktur der Bundesstiftung Baukultur


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