Der AK Gesunde, lebenswerte Stadt hat im März 2021 ein Fortzuschreibendes, systemisches, „sozial-ökologisches“ Gesamtkonzept nach WHO – Healthy Cities, EU-Biodiversitätsstrategie und UN-Nachhaltigkeitszielen für einen integrativen Umwelt-, Klima-, Hitze- und Gesundheitsschutz in München veröffentlicht und dem Oberbürgermeister und den beiden Bürgermeisterinnen zukommen lassen.
Der Klimawandel schreitet rasant voran. München wächst und weist immer weitere Baugebiete aus. Die Nachverdichtung wird forciert und der Grünbestand mit lebenswichtiger, signifikanter
Beschattung, Kühlung und Sauerstoffproduktion und Artenvielfalt, vermindert. Hitzesteigernd darüber hinaus wirkt der hohe Versiegelungsgrad, wärmespeichernde Baustoffe und Baustile, ein hoher Bestand an Bürobauten, hitzeemittierender Straßenverkehr und eine ungeheure Vielzahl an (überwiegend elektrisch betriebenen) Geräten in privaten, gewerblichen und auch in behördlichen Räumen.
Immer mehr Hitzetage mit immer höheren Temperaturen erhöhen Morbidität und Mortalität in der Stadtgesellschaft, nicht nur bei sog. Risikogruppen! Die Lebensqualität im Stadtleben nimmt tendenziell ab; die Stadt wird „unwirtlicher“. Hitzeschutz und Hitzeresilienz kann daher nicht wie bisher allein der individuellen Hitzeverträglichkeit der Menschen und dem persönlichen Glücksfall mit Verfügbarkeit grüner Wohnlagen, kühler Keller und Gartenbesitz und auch nicht nur den „technischen Lösungen“ überlassen bleiben.
Ziel muss es sein, einem „Hitzekollaps“ der Stadt und seiner Menschen entgegenzuwirken, seine menschengemachten Ursachen so weit als möglich zu beseitigen und / oder signifikant zu mindern und stattdessen eine für Mensch und Natur gesunde, lebenswerte, zukunftsfähige, d.h. auch „hitzeresiliente“ Stadtentwicklung voranzutreiben und abzusichern.
Da der Klimawandel viel schneller voranschreitet, als von der Fachwelt ursprünglich angenommen, müssen möglichst schnell, möglichst starke und dauerhafte Kühlungs-Effekte in der Stadt erreicht werden! Kurz-, mittel-, und langfristig wirkende Maßnahmen müssen deshalb gleichzeitig, ohne falsche Rücksichtnahme auf Interessengruppen, integrativ statt additiv, d.h. wirklich umfassend, konsequent und nachhaltig in Gang gebracht und verankert werden.
Ein wirksamer und nachhaltiger Hitzeschutz als Resultat einer hitzeresilienten Stadtgestaltung kann zudem nur „intersektoral“, durch die Zusammenarbeit der Fachressorts, gleichzeitig aber zentral gesteuert, koordiniert und laufend evaluiert, gelingen. Dazu gehört zwingend eine konsequente Neu-Bewertung von „Öffentlicher Gesundheit“ als ständiger übergeordneter Wert in der Stadtplanung und Entwicklung. Nur so können die dringend nötigen, größt- und schnellstmöglichen Synergieeffekte hinsichtlich spürbarer Kühlung und verbesserter Luftqualität in der Stadt entstehen.
Außerdem hat eine nachhaltig ausgerichtete Stadtentwicklung, die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen aller Bevölkerungsgruppen in der gesamten Stadtgesellschaft im Blick, also nicht nur die der sog. Risikogruppen. Dazu gehört immer auch eine qualifizierte BürgerInnenbeteiligung und, je nach Sachzusammenhang, die Beteiligung betroffener Initiativen, Organisationen und Institutionen.
Vor diesem Hintergrund bilden Umweltschutz, Klimaschutz, Gesundheitsschutz und soziale Förderung ein zusammenhängendes, interagierendes, unteilbares Bedingungs- und Wirkungsganzes (s. „Health in All Policies“, Healthy Cities, Settings-Ansatz, Planetary Health, WHO).
Hier können Sie das gesamte Konzept lesen.
© Foto: Hitze in der Stadt: Pixabay S. Hermann und F. Richter
Bildquellen:
- Pixabay_S.Hermann-und-F.Richter-640×420: S. Hermann u. F. Richter