Mai-Ausflug auf die Theresienwiese „Aktion Blühende Theresienwiese“
Für diese Veranstaltung konnte der Arbeitskreis „Öffentliches Grün“ als Kooperationspartner die Bezirsausschüsse 2 (Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt), 6 (Sendling) und 8 (Schwanthalerhöhe) sowie Green City, Urbanes Wohnen e.V., den Verein Südliches Bahnhofsviertel und die Sendlinger Kulturschmiede gewinnen. Hauptsponsoren waren die Münchner Gregor-Louisoder-Umweltstiftung, die Firma Rieger-Hofmann in Blaufelden und die Landesbund für Vogelschutz (LBV)-Kreisgruppe München.
Trotz des starken und andauernden Regens fanden sich etwa 40 UnterstützerInnen ein. Die BAs 2, 6 und 8 waren vertreten durch die BA-Vorsitzende Sibylle Stoehr (BA 8) und Stadtrat Paul Bickelbacher (auch als Mitglied des BA 2), ferner Herr Louisoder für die Umweltstiftung, Prof. Wickenhäuser als Vorsitzender des Vereins Südliches Bahnhofsviertel und zugleich Vorsitzender des Vereins Münchner Forum e.V., Manfred Drum, Chef von Urbanes Wohnen e.V., Wolfgang Heidenreich, Green City e.V. und Begrünungsbüro. Vom Referat für Arbeit und Wirtschaft (RAW) war Benno Orthuber,zuständig für Veranstaltungen auf der Theresienwiese, und vom Baureferat Gartenbau Herr Mesenich anwesend – trotz des „Tags der Arbeit“, was lobend hervorzuheben ist.
Die zweistündige Veranstaltung am Nachmittag begann nach der Vorstellung des Projekts mit der symbolischen Aussaat. Danach wurde die Grünanlage südlich der Hans-Fischer-Straße (Burgfriedenssäule Nr. 3) im Hinblick auf das Bezirksnaturnetz und grüne Achsen, die Bavaria (Parkpflegewerk, Sichtverbindungen, Beleuchtungskonzept, Öffnung der Ruhmeshalle während des Oktoberfests) sowie die Querung der Straße Theresienhöhe von Bavaria zum Bavariapark inspiziert.
Mitglieder des Projekts „Münchner Flora“ hoben eingangs hervor, dass im Nordteil der Theresienwiese, dem eigentlichen „Betriebsgelände“ des RAW, seltene Pflanzen ihren Standort haben: Holosteum umbellatum, Myosurus minimus, Poa Bulbosa. Die symbolische Aussaat mit der Mischung „Pflaster- und Schotterrasen“ erfolgte ausschließlich im weit entfernt liegenden Schotterfeld im südwestlichen Bereich der Theresienwiese in der Nähe der neuen Skateanlage bzw. dem Fußballfeld.
Herr Mesenich informierte über den Bearbeitungsstand des vom Stadtrat beauftragten Parkpflegewerks. Derzeit werden die Grundlagen für die Ausschreibung der Vergabe ermittelt, was gegen Ende 2015 erfolgen soll. Die Erarbeitung des Parkpflegewerks wird dann im kommenden Jahr 2016 stattfinden.
Durchlässigkeit während des Auf- und Abbaus des Oktoberfests
Herr Orthuber vom RAW wies auf das Ergebnis der Besprechung vom 23. März 2015. Das Ergebnisprotokoll liegt dem AK Öffentliches Grün vor und wurde Ende April vom RAW-Referenten und Bürgermeister Josef Schmid dem Münchner Forum übermittelt. Danach wird während der Aufbauzeit der Wiesn-Zelte die Theresienwiese über die Schaustellerstrasse in Nord-Süd-Richtung bis 28. August gequert werden können, in Ost-West-Richtung über die Matthias-Pschorr-Straße bis einschließlich 6. September 2015 und zwar von 20.00 bis 6.00 Uhr und am Wochenende uneingeschränkt nutzbar. In der Zeit von 6.00 bis 9.00 Uhr und 16.00 bis 20.00 Uhr sind Querungen möglich, mit Ausnahme der ersten 10 Minuten jeder vollen Stunde. Zwischen 9.00 und 16.00 Uhr ist die Querung der Theresienwiese für Passanten geschlossen, nicht aber für Radler.
Während der Abbauzeit ist eine Nord-Süd-Querung über die Schaustellerstraße ab 19. Oktober und eine Ost-West-Querung über die Matthias-Pschorr-Straße ab 12. Oktober möglich. Die Öffnungszeiten der Furte sind die gleichen wie während des Aufbaus.
Auf Nachfrage war zu erfahren, dass die vollständige Öffnung durch Einsatz eines Baustellenkoordinators (vgl. den Stadtratsauftrag vom 13.10.2013) 2015 noch nicht machbar gewesen sei. Eine Optimierung ist für 2016 nicht zu erwarten, weil 2016 wieder das Landwirtschaftsfest zusätzlich stattfindet und daher besondere logistische Schwierigkeiten zu erwarten sind.
Grünanlage südlich der Hans-Fischer-Straße (Burgfriedenssäule Nr. 3)
Von den früher vorhandenen 25 Burgfriedenssäulen sind nur noch drei im öffentlichen Raum aufgestellt (Elisabethplatz, Englischer Garten und Marsstraße); die Burgfriedenssäule Nr. 22 (früherer Standort Thalkirchner Straße in Nähe des südlichen Eingangs des Alten Jüdischen Friedhofs) ist im Hof des Stadtmuseums aufgestellt, dort mit einer unzutreffenden Beschriftung, eine Nachbesserung ist bei Dr. Weidner angeregt und zugesagt worden.
Auch die Burgfriedenssäule Nr. 3 weist eine unzutreffende Beschriftung auf – die Tafel stammt aus dem Jahr 1906. Ausweislich des Protokolls der Vermarkung des Burgfriedens im Jahr 1724 wurde Nr. 3 nicht im Jahr 1724 aufgestellt (Quellen: Siehe Ende des Berichts).
Die städtebauliche Konzeption, entwickelt und umgesetzt u.a. von Theodor Fischer, beruht in der Ausrichtung der Blickbeziehungen auf Bavaria und Ruhmeshalle. Im Rahmen des Parkpflegewerks sind diese Sichtverbindungen zu analysieren und Vorschläge zu deren „behutsamen Restaurierung“ zu erarbeiten. Die Notwendigkeit eines Lichtkonzepts folgt u.a. aus der Flutlichtanlage des Service-Gebäudes.
Öffnung der Ruhmeshalle während des Oktoberfestes
In Gesprächen mit der Residenzverwaltung, die Bavaria und Ruhmeshalle für die Bayerische Schlösserverwaltung betreut, wurden die Voraussetzungen für eine Öffnung geklärt. Soweit die Kosten für die zusätzliche Security extern getragen werden, besteht grundsätzliche Bereitschaft, die Ruhmeshalle auch während des Oktoberfests offen zu halten. 2. Bürgermeister Josef Schmid hat zugesagt, diese Option überprüfen zu lassen.
BezirksNaturNetz, Grüne Achsen (Urbanes Wohnen e.V.)
Manfred Drum stellt das von seinem Verein Urbanes Wohnen entwickelte Konzept für ein „BezirksNaturNetz“ vor, das in Kooperation mit den Bezirksausschüssen umgesetzt werden soll. Die erarbeiteten Pläne sind auf der Internetseite http://www.urbanes-wohnen.de des Vereins Urbanes Wohnen eingestellt und abrufbar. Besondere Bedeutung für den Bereich der Theresienwiese hat die fortzuentwickelnde West-Ost-Achse Lochhamer Schlag – Westpark – Bavariapark – Theresienwiese – Flaucher – (Braunauer Eisenbahnbrücke) – Untergiesing. Dabei geht es insbesondere um die Berücksichtigung einer Fuß- und Radwegverbindung bei den Planungen am Südbahnhof, Viehhof und Großmarkthalle. Die Verknüpfung über die Isar kann über den nicht genutzten Bauteil der Braunauer Eisenbahnbrücke erfolgen. Insoweit ist der Stand der Verhandlungen zwischen Stadt München und der Bundesbahn zu eruieren.
Bavariapark und die Grünanlage um die Bavaria, die von der Stadtverwaltung unterhalten wird, waren als Einheit konzipiert. Die Abtrennung erfolgte um 1900 mit dem Bau des Ausstellungsparks; die Straßenverbindung „Theresienhöhe“ wurde beständig den Erfordernissen des Verkehrs verbreitert. Bislang sind alle bürgerschaftlichen Vorstöße, eine fußgängerfreundliche Verknüpfung der beiden als Einheit konzipierten Grünanlagen wieder zu erreichen, gescheitert. Eine abschließende Prüfung ist im Rahmen des Stadtratsbeschlusses vom 13. Oktober 2013 aber nicht erfolgt. Die vorhandenen „Trampelpfade“ zeigen das Bedürfnis nach einer sicheren und nutzerfreundlichen Verknüpfung auf.
Grundlage für eine erneute Prüfung z.B. zur Schaffung einer einfachen „Querungshilfe“ sind die Handlungsleitlinien für Grün- und Freiflächen, die vom Stadtrat im Rahmen der Fortentwicklung des Maßnahmenkonzepts Innenstadt am 5. Oktober 2006 beschlossen wurden. Hiernach soll mit Priorität die Verknüpfung von Grünanlagen gefördert werden. In diesem Zusammenhang ist auch das bereits vorliegende Parkpflegewerk für den Bavariapark auszuwerten, da darin entsprechende Aussagen für die Verknüpfung enthalten sein können, die als Argumentationshilfe eingebracht werden können.
Bei der Begehung des Bavariaparks erläuterte Sibylle Stoehr den Sachstand zum ehemaligen Wärterhäuschen im Bavariapark. Das Gebäude wird aufgrund des Einsatzes des BA 8 nicht abgebrochen. Das Kommunalreferat hat seine Abbruchplanung storniert; das Gebäude ist als Baudenkmal anerkannt worden. Eine bürgerschaftlich-kulturelle Nutzung wird angestrebt. Wie auch an den Beispielen Müllerstraße 2/4, Pilotystraße 8, dem Wohngebäude im Viehhofgelände an der Thalkirchner Straße zeigt sich, dass bürgerschaftliches Engagement durchaus Erfolg verspricht und das „Rathaus“ sich guten Argumenten nicht verschließt.
Trotz des für die Exkursion widrigen Wetters, auf die Teilnehmer/innen ging Dauerregen nieder, hatte die Veranstaltung eine gute Resonanz. Ob die „Saat aufgeht“, wird sich in vieler Hinsicht zeigen.
Klaus Bäumler
[alert color=“blue“ icon=“user“]Klaus Bäumler war Richter am Bayerischen Verwaltungsgerichtshof und ist 2. Vorsitzender im Programmausschuss und Leiter des Arbeitskreises Öffentliches Grün im Münchner Forum[/alert]
Quellen: Chevalley, Denkmaltopographie München Südwest, S. 639; Kurt Winschier, Münchner Burgfriedenssäulen als historische Grenzzsteine in: Mitteilungsblatt des Deutschen Vereins für Vermessungswesen, Landesverein Bayern, 1990, S. 341, 354; Franz Schiermeier, Stadtatlas München. Karten und Modelle von 1570 bis heute, München 2003, S. 64 mit dem Plan von Matthias Paur.