Das in den frühen 1970er Jahren entstandene, bis zu 15 Stockwerke hohe Betongebirge oberhalb der „Wiesn“, ist in die Jahre gekommen. Zwei Investoren wollen es als künftiges Stadtteilzentrum wieder auf Vordermann bringen.
1972 begann man nach dem Entwurf des Münchner Architekten Ernst Maria Lang mit dem Bau eines Stadtquartiers mit Kaufhaus oberhalb der Theresienwiese. Auf dem ehemaligen Gelände der Hacker-Brauerei im Straßegeviert von Schwanthaler-, Schießstätt-, Gollierstraße und Theresienhöhe entstand ein breitgefächertes Ladenangebot mit zwei Wohnhochhäusern und einem Hotel. Es gab ein Karstadt-Warenhaus, das nach Umbauten durch den Architekten Prof. Fred Angerer zum Einrichtungshaus wurde und später vom Möbelhaus Lutz weiterbetrieben wurde, ferner Fachgeschäfte aller Art und eben die beiden Wohnhochhäuser. Heute stehen dort rund 230 Eigentumswohnungen und etwa hundert Hotelzimmer über den Ladengeschossen und den Parketagen. Die frühere Hacker-Brauerei ist mit einem Gasthaus und kleinem Biergarten vertreten. Die Möbel-Etagen stehen seit zwei Jahren leer. 2017 soll wieder mehr Leben in dieses Viertel einziehen.
Das Münchner Forum veranstaltete dazu am 02. März 2015 ein Informationsgespräch. Unter der Moderation von Markus Weinkopf (Münchner Forum) standen Dr. Jürgen Büllesbach (Geschäftsführer Bayerische Hausbau), Harald Ortner (Geschäftsführer HBB), Cornelius Mager (Chef der Lokalbaukommission in Vertretung von Stadtbaurätin Prof. Dr. Elisabeth Merk) und Sybille Stöhr (Vorsitzende des Bezirksausschusses Schwanthalerhöhe) den Fragen der gut 200 anwesenden Bürgerinnen und Bürger Rede und Antwort.
Der Hausbau gehören der nördliche Gebäuderiegel an der Schwanthalerstraße und das Gasthaus in der Südostecke des Areals, der HBB große Teile des übrigen Geländes mit den leer stehenden Möbel-Etagen. Die Eigentumswohnungen haben viele Besitzer. Die Hausbau und die HBB haben sich nun zusammengetan, um diesen Straßenblock zeitgemäß zu modernisieren. Er soll ein Stadtteilzentrum mit Ausstrahlungskraft auch in andere Stadtviertel werden.
Das ist aber bereits einer der Knackpunkte an dieser Planung. Denn die Investoren planen auf der Theresienhöhe rund 35.000 Quadratmeter Verkaufsfläche für bis zu hundert Läden.10.000 Quadratmeter davon nehmen die bestehende Ladenfläche des Saturn-Marktes ein. Somit steht etwa 25.000 Quadratmeter neu zu belegende Ladenfläche zur Verfügung. Das ist zwar weniger als im Olympia-Einkaufzentrum, aber deutlich mehr als in den Riem- und ursprünglich auch in den Pasing-Arcaden. Eine solche Größe sei nötig, damit die Kundschaft genügend Auswahl vorfinde, sagte HBB-Geschäftsführer Harald Ortner Sei die Auswahl zu gering, suchten sich die Käufer andere Ziele. Cornelius Mager will aber vermeiden, dass dieses Einkaufszentrum von anderen Standorten mehr als zehn Prozent Umsatz abzieht, und seine Ausstrahlung daher sinnvoll begrenzen. Vorrang müsse die Nahversorgung haben; zugleich solle die Theresienhöhe aber auch ein Fachmarktzentrum bleiben, wie es das mit seinem Saturn-Markt heute schon ist.
Ausstrahlung wollen die Investoren nicht nur durch schiere Größe erreichen, sondern durch ein vielfältiges Sortiment, was besonders Sybille Stöhr begrüßte. Es soll also wieder mehr Läden geben. Die bräuchten ein attraktives Vorfeld.
Derzeit durchziehen zwei öffentliche Korridore das Areal von Ost nach West. Sie gleichen eher Angströhrten als einladenden Passagen und sollen in der Westhälfte des Areals daher verschwinden. Stattdessen will die HBB mitten durch das bisherige Möbelhaus eine neue Passage brechen, die die bestehenden Laufwege im Ostteil breiter und gefälliger machen. Das soll ausreichend viele Ladenfronten ermöglichen und Menschen in das Areal locken.
In erster Linie denken die Investoren bei ihren Umbauplänen an die Geschäftswelt. Der Wohnungsbereich bleibt relativ unberührt. Dennoch sollen die Bewohner einen separaten Aufgang zu ihren Wohnungen erhalten, und die Aufenthaltsqualität im Freien soll gesteigert werden. Außerdem wird nach den Plänen der Investoren ein Verwaltungsbüro eingerichtet, das täglich für Fragen und Anregungen zur Verfügung stehen wird. Die Anwohner, die sich an diesem Abend öffentlich äußerten, waren mit ihrer Wohnqualität auch weitestgehend zufrieden. Cornelius Mager forderte die Investoren auf, zumindest an den Rändern des Quartiers Einrichtungen zu schaffen, die auch nach 20 Uhr geöffnet sein werden. Harlad Ortner sprach davon, dass hierzu selbstverständlich auch kulturelle Einrichtungen und Dienstleistungen gehören würden. Von deren Lage und Attraktivität werde man abhängig machen, ob die Passagen bei Nacht offen bleiben oder abgesperrt würden. Zudem soll die Parkspindel im ersten Obergeschoss des südlichen Gebäudeteils durch eine öffentliche Nutzung überbaut werden. Die genaue Nutzungsart ist aber noch nicht bekannt. Denkbar ist aber, den neu gewonnenen Raum für Kinderbetreuung zur Verfügung zu stellen. Diese müsste aber, so Herr Ortler, privat bezahlt werden. Somit würde ein Quartier der kurzen Wege mit deutlich attraktiverem Erscheinungsbild entstehen.
Harlad Ortner und Dr. Jürgen Büllesbach kündigten an, die beiden Tiefgaragen unter dem Quartier miteinander zu verbinden. Es gibt Vorschläge, dann unter der Erde ein Einbahnsystem zu installieren: von der Schwanthalerstraße aus hinein, in die Gollierstraße wieder hinaus. Ob es so kommt, ist noch offen. Eine Absage erteilten die Investoren ebenso wie der Stadtvertreter den Überlegungen, die Untergeschosse durch eine neue Zu- und Ausfahrt vom Bavariaring aus zu erschließen. Das bedinge einen großen Eingriff in die dortige begrünte Hangkante, koste sehr viel Geld und bringe zu wenig. Wünsche der Anwohner, die fast zu reinen Parkplätzen verkommenen Anliegerstraßen rund um das Quartier aufzuwerten, ihnen Aufenthaltsqualität zurückzugeben und dazu Parkplätze zu streichen, gab Cornelius Mager wenig Chancen. Schlage das Planungsreferat vor, irgendwo in der Stadt auch nur einen einzigen Parkplatz zu streichen, sei der Widerstand dagegen erfahrungsgemäß fast unüberwindlich.
Komplett erneuert werden sollen die Fassaden des Areals aus den 1970er Jahren. Sie gelten als unzeitgemäß. Eine konkrete Planung dafür gibt es noch nicht. Bis Mai will die Stadt zunächst auf eine Bauvoranfrage der Investoren reagieren. Die wollen dann bis zur Jahresmitte ihren Bauantrag einreichen, bekommen ihn, wie Cornelius Mager vorrechnete, bis Jahresende zurück und könnten dann im beginnenden Frühjahr 2016 zu bauen anfangen. Eröffnet werden soll die neue Theresienhöhe im Sommer 2017.
Einige Fragen der Bürger blieben unbeantwortet, zum Beispiel, wie viel Geld die Investoren für Mietminderung aufgrund von Baulärm in die Hand nehmen. Um eben diese Detailfragen zu beantworten, wird nach Genehmigung der Bauvoranfrage eine weitere Informationsveranstaltung durch die Investoren stattfinden.
Gernot Brauer