Arbeitskreis Attraktiver Nahverkehr: U9

DER GEPLANTE BAU DER U9 VERSCHÄRFT DIE PROBLEME IN MÜNCHEN, ANSTATT SIE ZU LÖSEN – ALTERNATIVEN IM OBERFLÄCHENVERKEHR WERDEN NICHT UNTERSUCHT – TROTZ POSITIVER ANZEICHEN POTENZIAL DER TRAM WEITERHIN UNGENUTZT – MASSNAHMENPAKET BRINGT WENIG NEUES.

Angesichts der Überlastung der U-Bahnstrecken in der Münchner Innenstadt schlagen SPD und Grüne den Bau einer weiteren U-Bahn zwischen Münchner Freiheit und Implerstraße über Hauptbahnhof vor. Es sollen also die ins Stadtzentrum führenden Schnellbahnen weiter verbessert werden. Diese Sichtweise ignoriert, daß der große Mangel des Münchner Nahverkehrsnetzes in den schlechten Quer- und Tangentialverbindungen liegt und nicht etwa in der schlechten Erreichbarkeit des Münchner Stadtzentrums.

Dazu Matthias Hintzen, AAN: „Vom Ausbau der S-Bahn abgesehen, ist das größte Problem im Münchner Nahverkehr, daß Fahrgäste aufgrund fehlender Querverbindungen zu unnötigen Fahrten über die Innenstadt gezwungen werden. Der Bau einer weiteren U-Bahnstammstrecke führt lediglich dazu, daß die Überlastung des Stadtzentrums weiter verstärkt wird.“

Problematisch ist auch, daß preiswertere Alternativen an der Oberfläche nicht untersucht werden sollen. Hierzu Berthold Maier, AAN: „Der Geburtsfehler des Münchner U-Bahnnetzes ist, daß es als Ersatz der Trambahn und nicht als übergeordnetes Schnellbahnnetz konzipiert wurde. Folglich fehlen heute in München zum Beispiel Trambahnstrecken in Schwabing, Maxvorstadt und der Lindwurmstraße, die Kurzstreckenfahrgästen eine sinnvolle Alternative bieten und so die U-Bahn wesentlich entlasten könnten. Es ist unverständlich, warum keine Untersuchungen zum Bau neuer Trambahnstrecken zur Entlastung der U-Bahn vorgenommen werden sollen. So bietet sich z.B. eine Weiterführung der Kasernenlinie von der Münchner Freiheit über die Barer Straße zum Hauptbahnhof an.“

Matthias Hintzen ergänzt: „Gerade angesichts der schwieriger werdenden Finanzlage ist die Förderung der Tram geboten – sie kostet beim Bau nur etwa ein Zehntel einer U-Bahn und ist auch im Betrieb wesentlich – d.h. um den Faktor drei – billiger. Natürlich kann eine Tram eine U-Bahnstrecke in der Innenstadt nicht ersetzen, aber mit Kapazitäten von einigen zehntausend Fahrgästen pro Tag genau den Beitrag zur Entlastung der U-Bahn leisten, der angesichts der drohenden Überlastung der Innenstadtbahnhöfe erforderlich ist – sozusagen die großen Eimer, die das Fass eben nicht zum Überlaufen bringen.“

Obwohl der Münchner Tram im Nahverkehr der Zukunft von der Rot-Grünen Stadtratsmehrheit eine wichtige Rolle zugewiesen wird, wird ihr volles Potenzial weiterhin nicht erkannt. Erfreulich ist immerhin die Forcierung der Trambahn-Planungen der Westtangente, der Tram nach Freiham sowie der Verlängerung der Kasernenlinie. Insgesamt bietet aber das Maßnahmenpacket wenig Neues:

Abschließend hierzu Berthold Maier: „Bei den meisten Vorschlägen im Maßnahmenpaket handelt es sich um längst bekannte Projekte, deren Nutzen unbestritten ist, wie z.B. den Trambahnausbau. Etwas erstaunt bin ich, daß es zur Verbesserung der Bushaltestellen eines eigenen Stadtratsantrags bedarf – so etwas sollte selbstverständlich sein. Unverständlich ist auch das Fehlen von konkreten Planungen zur Stadt-Umland Bahn – statt dessen werden wenig hilfreiche U-Bahnpläne vorgelegt.“

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